Bad Königs Jahrhundert-Babbagässje (Lyrik)
Vor einigen Jahrzehnten
im Letztjahrhundert stand er abends
dereinst nach der leichten Abkühlung vom Tage
am Letztsommertag vor noch späterem Eintritt
von allmählich herannahender Dunkelheit
zum Frühherbst im Übergang
im hintersten Winkel vom Babbagässje
und spendete er- der gelernte Schneider-
den ganz Jungen erlebtes Wissen,
als er als Wachsoldat abkommandiert war-
bei den Hohenzollern in einem Park bei Berlin-
und Kaiser Wilhelm II. urplötzlich erscheinend
in der Dämmerstunde bei „Habt acht!“
des Kommando-Offiziers schnell vorbeischritt.
Und dann- auch noch in den 1960ern-
in der Bahnhofstraße, so paar Häuserzeilen
per Luftlinie diagonal gegenüber,
der ehemalige hoch betagte, einst frühere Zimmermann
anlässlich seines halbrunden Geburtstages,
im Kreise gelebter Nachbarschaften,
etwas geschwächt im Hochkant-Sessel sitzend,
das blütenweiße Nylon-Hemd spontan hochkrempelnd
und das Tsingtau-Schlangen-Tatoo am Arm zeigte:
Zeugnisse von großer Geschichte-
ganz in den irdischen Vergänglichkeiten
der so genannten kleinen Leute.
Ach ja … war alles schon da- wird immer so sein.
Reinhold Nisch
27. November 2020